
17. April 2025
Fasten und Fisch – Ostern im Tierreich
Der Karfreitag zeigt sich in diesem Jahr regnerisch und kühl, „ganz dem Anlass angemessen“, findet Alexandra Japes, „schließlich wird an diesem Feiertag im Christentum an ein schlimmes Ereignis gedacht.“ Passend dazu üben sich viele Menschen entweder schon die ganze Fastenzeit über oder aber zumindest an diesem einen Tag in Verzicht, fasten entweder komplett oder essen kein Fleisch und greifen stattdessen auf Fisch zurück. „Unsere tierischen Zoobewohner interessieren sich nicht für menschliche Bräuche, für die ist der Karfreitag ein Tag wie jeder andere auch“, sagt die Pressesprecherin des Zoo Neuwied. „Daher steht Fisch heute bei genauso vielen Tieren auf dem Speiseplan, wie sonst auch.“
Reine Fischfresser sind vor allem die Humboldtpinguine und die Seehunde, „wobei letztere ja aktuell aufgrund des Neubaus unserer Seehundanlage nicht bei uns sind“, erklärt die Biologin. „Diese Arten ernähren sich nahezu ausschließlich von Fisch. Bei den Pinguinen füttern wir im Zoo hauptsächlich kleine Heringe, Lodde und Sprotten, also kleinere Fischarten, die die Humboldtpinguine arttypisch im Stück runterschlucken. Die Seehunde bekommen eher größere Heringe oder auch mal Makrelen.“ Aber nicht nur die Größe ist bei der Auswahl der Futterfische entscheidend: „Wichtig ist, dass im Meer lebende Fischfresser auch nur Meeresfisch zu fressen bekommen. Salzwasserfische haben nämlich viel weichere Gräten als Süßwasserfische. Wenn ein Pinguin oder Seehund mit Süßwasserfisch gefüttert wird, kann er die härteren Gräten nicht richtig verdauen, was Probleme verursachen kann. Umgekehrt besteht das Problem nicht: Tiere, die sich von Süßwasserfischen ernähren, können problemlos auch mal mit Salzwasserfisch gefüttert werden.“
Gibt es auch Tiere, die fasten? „Auch Fastentage gibt es bei einigen Zootieren – allerdings nicht aus religiösen Gründen oder zur Entschlackung, wie es bei Menschen manchmal so schön heißt“, erklärt Japes. „Es ist vielmehr so, dass gerade große Raubtiere wie Löwe und Tiger im natürlichen Lebensraum nicht jeden Tag einen Jagderfolg haben. Wenn sie jedoch Beute gemacht haben, dann fressen sie große Mengen Fleisch in kürzester Zeit. Darauf ist auch ihr Verdauungsapparat ausgelegt, weshalb wir diesen Modus auch im Zoo beibehalten: mal eine kleinere Portion am Tag, mal eine ganz große und danach dann einen oder zwei Tage fasten. Große Portionen, die wir gern als ganzen Tierkörper füttern, haben außerdem den Vorteil, dass unsere Großkatzen dann viel länger mit dem Fressen beschäftigt sind und es sie herausfordert, maulgerechte Fleischstücke aus der Beute herauszutrennen.“
Ostertraditionen sucht man in der Zootierernährung also vergeblich. Zumindest fast: „Manchmal füttern wir bei unseren Löwen auch viele kleine Futterstückchen, die wir dann überall in der Anlage verstecken, sodass die Löwen erstmal eine Weile mit der Suche beschäftigt sind – das ist dann schon ein bisschen wie bei der Ostereier-Suche“, schmunzelt die Biologin.