22. Februar 2024

Kleine Raubtiere ganz groß!

Zu Mardern haben die meisten Menschen ein ambivalentes Verhältnis: schöne Tiere, aber sie sollen sich doch bitte von den Autos fernhalten. „Dabei geht von den acht einheimischen Arten aus der Familie der Marder gerade mal eine gelegentlich an Autokabel, nämlich der Steinmarder“, weiß Maximilian Birkendorf. Der gelernte Tierpfleger arbeitet als Kurator im Zoo Neuwied und kennt auch den Grund für das Durchbeißen der Kabel: „Alle Marderartigen halten sich gern in Nischen und Höhlen auf, worunter bei den in Menschennähe lebenden Steinmardern eben auch Motorhauben zählen. Und sie sind sehr territoriale Tiere, die ihr Revier durch Duftmarkierungen kennzeichnen und keine Eindringlinge dulden. Wenn das Auto regelmäßig in zwei unterschiedlichen Marderrevieren parkt, beispielsweise zuhause und auf der Arbeit, dann versuchen die Revierinhaber die vom Rivalen gesetzten Markierungen zu zerstören - und dabei werden dann halt dummerweise auch Kabel oder Bremsschläuche in Mitleidenschaft gezogen.“
Neben dem Steinmarder und dem Baummarder zählen auch Hermelin, Iltis und Wiesel zu den einheimischen Musteliden, wie die Marderartigen wissenschaftlich heißen, ebenso wie der Fischotter und der Dachs, der größte deutsche Vertreter der Familie. „Unsere Dachsbrüder Helmut und Micha müssten bald wieder aus ihrer Winterruhe erwachen. Da sie dann besonders hungrig sind, werden sie in den ersten Frühlingswochen in ihrem Gehege im Waldrevier vor allem morgens und nachmittags gut für Besucher zu sehen sein“, prophezeit der Kurator.
Aber auch während der Dachs-Winterpause sind Vertreter der Marderfamilie im Zoo zu sehen: „Die Feuerwiesel, die ganz in der Nähe unserer Dachse wohnen, stammen aus Nord- und Ostasien und sind trotz Winterkälte ganzjährig äußerst aktiv. In Sibirien wird es schließlich noch kälter.“ Der dritten Musteliden-Art im Zoo Neuwied ist die Außentemperatur ebenfalls völlig egal, wenn auch aus anderem Grund: Die Tayra ist eine südamerikanische Marderart, welche in tropischen Wäldern beheimatet ist. Sie braucht warme Temperaturen, weshalb das Tayra-Pärchen ein großes Gehege mit Innen- und Außenbereich in der Prinz Maximilian zu Wied Halle bewohnt. Die beiden quirligen Raubtiere haben es im dicht bepflanzten Innenbereich angenehm warm, lassen es sich aber auch im Winter nicht nehmen, immer wieder die Außenanlage zu erkunden. „Marder im Allgemeinen und die Tayras im Besonderen sind sehr aktive und neugierige Tiere, die viel Abwechslung brauchen. Die bieten wir hier im Zoo durch allerhand Spielzeug und ständig wechselnde Gehegeeinrichtung an. So sind die Tayras gut beschäftigt und die Besucher haben bei ihnen immer ewas zu gucken“, erklärt Birkendorf.
Anschließend verrät er noch: „In Kürze wird noch eine vierte Musteliden-Art in den Bestand aufgenommen, welche hochbedroht und einheimisch ist – oder es zumindest war.“ Der Europäische Nerz ist in Deutschland bereits vor über 100 Jahren ausgestorben, was vor allem der Verdrängung durch den größeren Amerikanischen Nerz, auch Mink genannt, geschuldet ist, der sich rasant in Mitteleuropa ausgebreitet hat. „Der Zoo Neuwied wird Teil von EuroNerz e.V., einer Initiative zur Erhaltung dieser verschwindenden Art. Ihr und unser erklärtes Ziel ist, dass durch gezielte Zucht- und Wiederansiedelungsmaßnahmen irgendwann nicht mehr acht, sondern neun Marderartige in Deutschland heimisch sind.“