Fledermäusen unter die Flügel greifen

Obwohl noch spätsommerliche Temperaturen im Kreis Neuwied vorherrschen, ist es morgens unter den hohen Bäumen auf dem Iserkopf noch angenehm kühl. Maximilian Birkendorf und Alexandra Japes vom Zoo Neuwied begutachten gemeinsam mit Revierförster Bernd Frorath, Fledermausexperte Stefan Kolling und Detlef Mohr, dem Ortsbürgermeister der Gemeinde Isenburg, eine Baumgruppe. Das Ziel: Flächen festlegen, deren Baumbestand besonders geeignet ist, zukünftig bedrohten Fledermaus-Arten als Unterschlupf zu dienen, und diese dann aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herauskaufen. Biologin Alexandra Japes erklärt: „10.000 Euro aus den Einnahmen unseres Artenschutz-Euros, also der freiwilligen Spende, die erfreulich viele unsere Zoobesucher mit dem Eintritt leisten, möchten wir gern lokal verwenden. Fledermäuse sind eine der bedrohtesten Artengruppen Deutschlands: Alle 25 heimischen Arten sind im Rückgang begriffen. Hauptgrund sind schwindende Lebensräume und ein knapper werdendes Nahrungsangebot – und an diesen Punkten setzt unser Vorhaben an.“ Eine erst kürzlich durch Naturschutz-Fachmann Stefan Kolling durchgeführte Bestandserfassung im durch die Flora-Fauna-Habitatrichtlinie geschützten Gebiet „Brexbach- und Saynbachtal“ ergab für diese Bereiche in Isenburg einen besonders artenreichen Fledermausbestand mit mindestens 10 verschiedenen Arten, darunter die besonders seltene Bechsteinfledermaus und das Große Mausohr. Die Pressesprecherin des Zoos deutet auf die hohen, verzweigten Buchen und fährt fort: „Beide Arten sind auf Wälder mit [...]

Fledermäusen unter die Flügel greifen2024-09-04T13:12:01+02:00

Erstzucht bei den Saruskranichen

Es herrschen hochsommerliche Temperaturen im größten Zoo von Rheinland-Pfalz, und obwohl ihm der Schweiß auf der Stirn steht, strahlt Maximilian Birkendorf mit der Sonne um die Wette. Der Grund dafür stakst im Gehege hinter ihm auf langen Beinchen durchs hohe Gras: „Wir haben erstmals in der Geschichte des Zoo Neuwied erfolgreich Saruskraniche nachgezogen“, verrät der Kurator. „Saruskraniche sind nicht nur in ihrem natürlichen Lebensraum in Südostasien hochbedroht, sie werden auch selten in Zoos gezeigt und noch seltener erfolgreich nachgezogen. In Deutschland hat nur der Zoo Karlsruhe regelmäßig Nachwuchs bei dieser Art.“ Den Grund für den diesjährigen ersten Zuchterfolg der Saruskraniche, die schon seit über 30 Jahren in Neuwied gehalten werden, sieht Birkendorf vor allem in der neuen Anlage, die der Zoo im Frühjahr 2023 eröffnet hat. „Die Anlage bietet mit ihrer Weitläufigkeit und Struktur viel bessere Bedingungen für die scheuen Vögel, ihr natürliches Balz- und Brutverhalten auszuleben“, erklärt er. Trotzdem war es während der Brutzeit notwendig, die Anlage bis auf einen kleinen Besuchereinblick durch die Scheibe komplett abzuschirmen, da der Hahn das Gelege vehement verteidigt hat. „Darüber hinaus hat sich unser engagiertes Vogelteam in den letzten Jahren immer tiefer in die speziellen Bedürfnisse dieser Art [...]

Erstzucht bei den Saruskranichen2024-08-18T10:47:05+02:00

Affenhitze im Zoo

Die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel und trotz der frühen Vormittagsstunde ist die 20-Grad-Marke bereits geknackt – der Sommer hat doch noch Einzug gehalten im größten Zoo von Rheinland-Pfalz. „Wurde ja auch Zeit“, findet Jasmin Kuckenberg „das nasskalte Wetter im Mai und Juni hat nicht nur auf die allgemeine Stimmung gedrückt, es hat sich auch negativ auf die Besuchszahlen ausgewirkt, die sonst besonders an den langen Feiertagswochenenden immer sehr gut sind.“ Die stellvertretende Direktorin des Zoo Neuwied ist daher sehr erleichtert, dass die Ferien doch noch mit sonnig-warmem Wetter aufwarten. „Wir haben zwar mittlerweile drei große Tierhäuser, in denen man über 60 Arten unabhängig vom Wetter im Warmen und Trockenen erleben kann, aber die meisten planen einen Zoobesuch trotzdem eher bei warmen, trockenen Bedingungen.“ Bei den Tieren ist die Wettervorliebe nicht ganz so einheitlich: „Wir haben hier rund 200 Tierarten aus allen Kontinenten und Klimazonen. Unter unseren tierischen Bewohnern hat deshalb jedes Wetter seine Fans“, weiß die Biologin. „Die Wasserböcke auf der Afrikawiese zum Beispiel haben das regnerische Frühjahr gefeiert, weil sie es lieben, wenn sich auf der Afrikawiese Pfützen und Wassergräben bilden. Löwen und Geparden hingegen mögen feucht-kalte Witterung überhaupt nicht und ziehen [...]

Affenhitze im Zoo2024-08-07T13:31:24+02:00

Es piepst und zwitschert – Vogelnachwuchs

Es ist Sommerferienzeit in Rheinland-Pfalz, und im größten Zoo des Landes in Neuwied ist Hochsaison. Auf einem der breiten Zoo-Wege hat sich eine Menschentraube gebildet, viele mit gezückten Smartphones in der Hand. „Ich kann mir schon denken, was die alle fotografieren“, meint Kurator Maximilian Birkendorf. „Die Pfauenküken sind momentan eine Attraktion, weil sie eben mitten zwischen den BesucherInnen umherlaufen. Das können Erdmännchenjungtiere oder Wasserbockkälber nicht.“ Daher bekommen die Pfauenküken, die aufgeregt piepsend der völlig ungerührten Mutterhenne durch die Menge hindurch folgen, viel Aufmerksamkeit -ungewöhnlich für Vogelnachwuchs. „Allgemein ist es leider so, dass Nachwuchs im Vogelbereich nicht annährend so viele Leute begeistert wie Säugetierjungtiere“, bedauert der Vogelkurator. Zumindest die Bernierenten-Küken haben aber schon ihre Fans. „Die sind auch wirklich niedlich und schwimmen in einer großen Schar direkt hinter der Scheibe auf dem Teich der Afrikaseite des Kranichufers, als wollten sie sich extra in Szene setzen. Die konnten schon gleich nach dem Schlupf schwimmen und tauchen – und wenn sie nach einem Tauchgang wieder hochploppen, sind sie völlig trocken. Das ist schon faszinierend“, findet Birkendorf. Pfauenküken und Entenküken haben gemeinsam, dass sie zu den sogenannten Nestflüchtern gehören. Nestflüchter sind bereits beim Schlupf vollständig flauschig befiedert und in [...]

Es piepst und zwitschert – Vogelnachwuchs2024-08-07T13:26:46+02:00

Würfelnatter-Schutzprojekt

Von den BesucherInnen unbemerkt ist eine neue Schlangenart im Zoo Neuwied eingezogen. In einer Reihe Freiland-Paludarien hinter dem Avimundo, der Vogelstation des Zoos, sind vor ein paar Wochen zwölf einheimische Würfelnattern eingezogen. „Die Paludarien sind sozusagen eine Mischung aus Terrarium und Aquarium, haben also einen Land- und einen Wasserteil“, erklärt David Otte, der im Zoo Neuwied als Obertierpfleger arbeitet. „Würfelnattern sind nämlich noch stärker ans Wasser gebunden als die viel häufigeren und daher bekannteren Ringelnattern. Ihre Nahrung besteht fast vollständig aus kleinen Fischen.“ Die Würfelnatter hat ein großes Verbreitungsgebiet in Europa und Asien, ihre letzten natürlichen Vorkommen in Deutschland sind jedoch auf drei kleine, isolierte Populationen in Rheinland-Pfalz beschränkt – damit gehört sie zu den seltensten einheimischen Wirbeltieren überhaupt. „Die Würfelnatter hat sehr spezielle Lebensraumansprüche und reagiert sehr empfindlich auf Veränderungen ihrer Umwelt, passt sich nur langsam an“, weiß Otte. „Das größte der drei deutschen Vorkommen liegt an der Lahn, mit Schwerpunkt auf dem Naturschutzgebiet ‚Schleuse Hollerich‘. Dort findet sie ideale Bedingungen vor. Allerdings ist die Lahn eine Bundeswasserstraße, und die Wehranlage in Hollerich muss aufgrund baulicher Defizite dringend neu gebaut werden. Dies könnte zur Beeinträchtigung der dortigen Würfelnatterpopulation führen.“ Um negative Auswirkungen zu verhindern [...]

Würfelnatter-Schutzprojekt2024-08-07T13:18:17+02:00

Kleine Beutegreifer – Große Besucherlieblinge

Der Tag ist wolkenverhangen und ungewöhnlich kühl für Anfang Juli. „Das finden nicht nur wir Menschen blöd, auch unseren Erdmännchen gefällt das gar nicht“, behauptet Alexandra Japes. „Sie sind schließlich an ganz andere Temperaturen angepasst. Ihr natürlicher Lebensraum sind Savannen- und Wüstengebiete im südlichen Afrika. Auch wenn unsere Erdmännchen natürlich schon seit vielen Generationen in europäischen Zoos wie dem Zoo Neuwied leben, fühlen sie sich trotzdem immer noch bei Sonnenschein und Hitze am wohlsten. Anders als viele andere Tiere, die sich dann in den Schatten zurückziehen, setzen sich die Erdmännchen dann mitten in die Sonne, machen die Augen zu und lassen sich den Bauch wärmen. Gedanklich vervollständige ich das Bild dann gerne mit einer winzigen Sonnenbrille und einem kühlen Getränk. Ab und zu kommt es sogar vor, dass die Tiere dabei so sehr entspannen, dass sie einnicken und umkippen“, erzählt die Biologin grinsend. Es sind gerade solche menschlich anmutenden Verhaltensweisen, die die Erdmännchen zu den absoluten Besucherlieblingen in den Zoos machen. Ihnen wurde sogar ein eigener Tag gewidmet: Am 03. Juli ist internationaler Erdmännchen-Tag. Allein in Europa gibt es über 600 Haltungen in Zoos und Tierparks – dabei sind Erdmännchen nicht bedroht. „Erdmännchen haben einen [...]

Kleine Beutegreifer – Große Besucherlieblinge2024-07-07T08:51:07+02:00

Huftiere im Miniformat

Die strukturreiche, grasbewachsene Fläche liegt im hellen Sonnenschein. Jonas Feinkohl, Tierpfleger im Zoo Neuwied und für das 2023 neu eröffnete Kranichufer zuständig, hat Teile der Wiese extra morgens noch gemäht – „Damit die Besucher auch eine Chance haben, die beiden zu sehen“, wie er sagt. Gemeint sind die zwei Antilopenkälber, die Ende Mai hier geboren wurden und sich wie ihre Eltern gern im hohen Gras verstecken. Das können sie leicht, denn es handelt sich um Kirk-Dikdiks: Diese afrikanischen Zwergantilopen erreichen ausgewachsen eine maximale Schulterhöhe von rund 40 cm. „Die Jungtiere waren anfangs echt winzig“, erzählt der Revierleiter „bei der Erstversorgung wogen sie ungefähr 600 Gramm. Zum Glück können die gleich nach der Geburt laufen und fliehen, wenn Gefahr droht. Sonst müssten wir hier echt bei jedem Schritt aufpassen, dass wir nicht drauftreten.“ Es ist das erste Mal, dass die Zwergantilopen, die der Zoo Neuwied erst seit 2023 hält, erfolgreich Jungtiere großziehen. Neben den beiden Jungtieren hält der Zoo aktuell zwei Weibchen und einen Bock, der sich durch seine kurzen, geraden Hörner von den Weibchen unterscheidet. „Die beiden Kälber sind beide weiblich“, verrät Zoodirektor Mirko Thiel. „Das ist in der Regel ein Grund zur Freude bei [...]

Huftiere im Miniformat2024-07-07T08:46:29+02:00

Ein besonderer Abend für besondere Besucher

Während die Sonne langsam sank, stieg im Zoo Neuwied die Stimmung einer Schar ganz besonderer Besucher: am 07. Juni hatte der Zoo Neuwied bereits zum 16. Mal zur „Dreamnight at the Zoo“ eingeladen. An dieser Aktion nehmen weltweit über 250 zoologische Einrichtungen in 36 Ländern teil und öffnen nach Ende der regulären Besuchszeit ihre Tore für Gäste, die einen Zoobesuch aufgrund ihrer besonderen Bedürfnisse sonst nicht genießen können. „Die Veranstaltung richtet sich an chronisch kranke und behinderte Kinder und ihre Familien“, erklärt Eva Fritsch, die die diesjährige Dreamnight organisiert hat. „Diese laden wir über ihre jeweiligen Einrichtungen wie Förderschulen- und Kindertagesstätten, Heiltherapeutische Zentren und Kliniken ein. Dabei wechseln wir die Einrichtungen jährlich, sodass wir möglichst vielen Kindern und Familien aus der Umgebung diesen besonderen Abend ermöglichen können.“ Knapp 600 Gäste folgten der Einladung in diesem Jahr – „Wir limitieren die Anzahl ganz bewusst, damit es nicht zu Gedränge kommt, denn das würde das Erlebnis schmälern. Die Zahl ist so gewählt, dass an diesem Abend jeder Gast an allen Aktionen teilnehmen und alle Angebote stressfrei auskosten kann“, sagt die Zoopädagogin. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus der Belegschaft und dem Förderverein des Zoos ermöglichten es, dass sich die [...]

Ein besonderer Abend für besondere Besucher2024-06-20T13:24:51+02:00

Spatenstich für die Seehundanlage

Begleitet von Hintergrundgeräuschen wie Löwengebrüll und Papageiengeschrei steht eine Gruppe offiziell gekleideter Menschen im Kreis um einen zum Rednerpult umfunktionierten Stehtisch herum – in einer Baugrube. Der Anlass: Der Zoo Neuwied hat eingeladen zum Spatenstich für die neue Seehundanlage. Oberbürgermeister Jan Einig, der in seiner Funktion als erster Vorsitzender des Fördervereins Zoo Neuwied e.V. den Termin eröffnete, begrüßte die Anwesenden und berichtet über das geplante Projekt: „Der Neubau der alten Seehundanlage aus den 90er Jahren ist das größte Bauprojekt in der Geschichte unseres Zoos. Die alte Anlage war marode und nicht mehr zu retten – da die Seehunde und die regelmäßigen Präsentationen jedoch zu den Besucherhighlights gehören, dürfen sie in unserem Zoo nicht fehlen.“ Die neue Anlage wird durch mehr Platz und eine durchdachte Gehegestruktur sowie eine moderne Salzwasser-Filteranlage eine enorm verbesserte Haltung der Meeressäuger ermöglichen. Gleichzeitig wird auch das Erlebnis für die Besucher durch große, barrierefrei zugängliche und beschattete Tribünen auf ein ganz neues Level gebracht. Und auch seinem Umweltbildungsauftrag kann der Zoo durch das neue Projekt in noch größerem Umfang als bisher gerecht werden, denn ein eigener Besucherraum für ein interaktives, immersives Lernerlebnis ist Bestandteil des Bauvorhabens. Möglich ist der Neubau nur durch [...]

Spatenstich für die Seehundanlage2024-06-20T13:19:18+02:00

Kämmen, Knabbern, Kraulen

„Guck mal Mama, die Affen lausen sich!“ Biologin Alexandra Japes steht am Wassergraben der Schimpansenanlage des Zoo Neuwied und beobachtet, genau wie die Familie neben ihr, die Menschenaffen bei der gegenseitigen Körperpflege – und schüttelt lächelnd den Kopf: „Was landläufig oft als ‚Lausen‘ bezeichnet wird, nennt man in der Fachsprache ‚groomen‘. Das bedeutet ‚pflegen‘, und schließt damit alle Körperpflegehandlungen bei Tieren mit ein. Dazu gehört zwar auch die Entfernung von Ektoparasiten wie Läusen - die haben wir hier im Zoo durch unsere tierärztliche Prophylaxe aber gar nicht. Trotzdem beobachten wir die gleichen Verhaltensweisen bei unseren Tieren, wie sie auch ihre wilden Verwandten zeigen.“ Zoologen unterscheiden zwischen Auto- und Allogrooming, also der Pflege des eigenen Körpers im Unterschied zur gegenseitigen Pflege. „Während beim Autogrooming ganz klar die eigentliche Körperpflege im Vordergrund steht, also zum Beispiel die Entfernung von Schmutzpartikeln, Hautschüppchen oder Verknotungen im Fell, hat das gegenseitige Grooming vor allem eine soziale Komponente“, weiß Japes. „Gegroomt werden erhöht das Wohlbefinden des Empfängers und stärkt so die Bindung zwischen den beiden Tieren. Das müssen dabei nicht unbedingt verwandte Tiere oder Sexualpartner sein: Gerade bei Primaten nutzen rangniedere Gruppenmitglieder Grooming auch oft als Mittel, sich die Gunst der [...]

Kämmen, Knabbern, Kraulen2024-06-20T13:15:44+02:00
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