Schwergewichtiger Neuzugang

Es ist ein grauer Wintertag Anfang Dezember, leichter Schneefall trübt den Ausblick übers Mittelrheintal. Trotzdem ist Zootierarzt Daniel Waked gut gelaunt: „Heute bekommt unser Wisent-Jungbulle Homer endlich Gesellschaft. Eigentlich hätten wir bereits vor Monaten einen zweiten Wisent bekommen sollen, dieser Transport musste aufgrund auffälliger medizinischer Voruntersuchungen aber leider abgesagt werden“, erzählt er. Als Kurator ist er für die Huftierreviere des Zoo Neuwied zuständig, und koordiniert unter anderem auch die Haltung der Wisente. Vom Ende von Homers Junggesellen-Dasein kann man aber nicht sprechen. „Wir haben uns für die Haltung einer Bachelorgruppe entschieden“, erklärt Waked, „das heißt, eine nicht züchtende Gruppe von Tieren desselben Geschlechts. Das neue Wisent ist also ebenfalls ein Jungbulle.“ Der knapp eineinhalb Jahre alte ‚Ikost‘ wurde im Wildpark Saarbrücken geboren und ist nun seiner Geburtsherde entwachsen. „Wie bei den meisten Huftieren leben Wisente in Herden, die in der Regel aus Kühen und deren Kälbern bestehen. Ausgewachsene Bullen streifen als Einzelgänger umher und stoßen nur zur Paarungszeit zu den Herden. Junge Bullen verlassen in einem gewissen Alter ihre Geburtsherde und schließen sich dann oft zu Jungbullenherden zusammen – ganz ähnlich, wie wir es hier machen.“ Die Neuwieder Wisent-Gruppe, die auch vorerst bei der Größe [...]

Schwergewichtiger Neuzugang2024-01-18T09:52:19+01:00

Zoos: Stark im Artenschutz!

Moderne Zoos sind lebendige Zentren des Artenschutzes und der Forschung. Sie setzen ihren Fokus auf das Tierwohl, sie sind dabei Orte der Bildung und Freizeit für alle. „Da die Begriffe ‚Zoo‘ und ‚Tierpark‘ nicht rechtlich geschützt sind, gibt es auch einige schwarze Schafe unter den Einrichtungen“, gibt Mirko Thiel, der Direktor des Zoo Neuwied, zu und erklärt: „Die wissenschaftlich geführten Zoos in Deutschland sind im Verband der Zoologischen Gärten, kurz VdZ, organisiert. Diese VdZ-Zoos wurden im Jahr 2022 von über 42 Millionen Menschen besucht, über 1 Million Menschen aus allen Gesellschafts- und Altersschichten nahm darüber hinaus an den Bildungsprogrammen der Zoos teil. Das ist also schon eine einflussreiche gesellschaftliche Größe – und wir VdZ-Zoos sind keine gewinnorientierten Freizeiteinrichtungen, sondern verstehen uns als Zentren der Umweltbildung und des Artenschutzes.“ Im vergangenen Jahr haben VdZ-Mitglieder über 11 Millionen Euro für mindestens 155 Artenschutzprojekte in fast 60 Ländern bereitgestellt. Doch ihre Bemühungen zum Erhalt der Artenvielfalt gehen weit darüber hinaus. „Was haben die Scharnierschildkröte und der Europäische Feldhamster gemeinsam? Beide sind Beispiele für bedrohte Tierarten, die durch das Engagement der Zoos erhalten werden“, erklärt Volker Homes, VdZ-Geschäftsführer. „Beim Feldhamster ist vielen Menschen noch nicht einmal bewusst, dass er [...]

Zoos: Stark im Artenschutz!2024-01-08T11:59:03+01:00

Schlaf, Tierchen, schlaf…!

Guter Schlaf ist wichtig, klar – und gut bedeutet: ausreichend lang, und möglichst ungestört. „Das ist grundsätzlich auch bei Tieren so“, weiß Biologin Alexandra Japes. „Es dient dem physiologischen Erholungsprozess, dem Organismus Ruhe zu gönnen, und ist damit essenziell für das Tierwohl. Daher achten wir darauf, dass unsere Tiere bei uns die besten Bedingungen für artgerechten Schlaf vorfinden – wie dieser aussieht, das ist von Tier zu Tier sehr unterschiedlich“, erklärt Japes weiter, die im Zoo Neuwied arbeitet, wo in Kooperation mit der Universität Frankfurt zum Schlaf bei Tieren geforscht wird. Die Schlafdauer unterscheidet sich stark, und ist unter anderem von der Ernährung der Tiere abhängig. „Tiere, die energiereiche Nahrung wie Fleisch, Insekten oder süße Früchte zu sich nehmen, müssen weniger Zeit für die Nahrungsbeschaffung und das Fressen aufwenden, als Grasfresser. Hinzu kommt, dass die meisten Grasfresser, wie Vikunja oder Gnu, in der Natur außerdem Beutetiere großer Fleischfresser sind. Daher können sie sich ohnehin nur deutlich kürzere Schlafenszeiten ‚erlauben‘ als beispielsweise ein Löwe, der nach einer ordentlichen Mahlzeit im Schutz seines Rudels entspannt alle Viere von sich strecken und stundenlang schlafen kann.“ Auch im Zoo, wo den Beutetieren keine Gefahr durch Räuber droht, ändert sich [...]

Schlaf, Tierchen, schlaf…!2024-01-08T11:59:13+01:00

Haltungswechsel: Einzug der Felsenmeerschweinchen

„Irgendwie sehen die anders aus als sonst…“, wundert sich ein Besucher beim Anblick der Nagetiere in der Prinz Maximilian zu Wied Halle, die er durch die Panoramascheibe im Zoo-Restaurant beobachtet, und rührt gedankenverloren seinen Cappuccino um. „Da hat er völlig Recht“, verrät Maximilian Birkendorf, der als Kurator zuständig ist für den Tierbestand in der Südamerikahalle des Zoo Neuwied. „Seit der Eröffnung der Halle 2018 bis vor Kurzem waren in diesem Gehege Sumpfmeerschweinchen zu sehen, und jetzt sind dort stattdessen Felsenmeerschweinchen untergebracht, eine neue Art für uns.“ Tatsächlich sehen die beiden Arten sich ähnlich, aber dem aufmerksamen Beobachter fallen durchaus auch deutliche Unterschiede auf: „Felsenmeerschweinchen sind größer und langbeiniger als Sumpfmeerschweinchen, ihr Fell ist graustichiger und ihr sehr kantiger Kopf lässt erahnen, dass die Felsenmeerschweinchen enger mit den großen Capybaras, den Wasserschweinen, verwandt sind als mit den eigentlichen Meerschweinchen“, erklärt Birkendorf. Felsenmeerschweinchen stammen aus Ost-Brasilien und besiedeln dort trockene, felsige Gebiete, während Sumpfmeerschweinchen in saisonal überschwemmten Feuchtgebieten zuhause sind, und daher angepasst an eine semiaquatische Lebensweise. „Die Anlage im Zoo Neuwied ist eher trocken und wird mit ihrer Kunstfels-Rückwand und den Klettermöglichkeiten viel eher der Lebensweise der Felsenmeerschweinchen gerecht, die agile Kletterer sind“, erläutert Birkendorf seine [...]

Haltungswechsel: Einzug der Felsenmeerschweinchen2024-01-08T11:59:22+01:00

Weltnaturschutzorganisation bestätigt Bedeutung von Zoos

Viele Zoos, Aquarien und botanische Gärten leisten einen wichtigen Beitrag, um gegen das globale Artensterben anzukämpfen. Das bestätigt das neue Positionspapier der Weltnaturschutzunion (IUCN), das am 11.10.23 der internationalen Öffentlichkeit vorgestellt wurde. "Es ist nie zu spät. Arten können sich in der Wildnis erholen, wenn sie durch gut geführte Populationen in menschlicher Obhut, wie sie von Zoos, botanischen Gärten und Aquarien gepflegt werden, eine Chance erhalten“, betont Razan Al Mubarak, Präsidentin der IUCN. „Die Stellungnahme der IUCN Species Survival Commission erkennt die führende Rolle von Botanischen Gärten, Aquarien und Zoos an, die diese Organisationen in Praxis und Wissenschaft des Artenschutzes spielen." Die IUCN ist die weltweit größte Naturschutzorganisation aus Regierungen und Nicht-Regierungsorganisationen mit über 9.500 Mitgliedern aus 186 Staaten. Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) ist selbst Mitglied in der IUCN. Die 71 Zoos im VdZ, darunter der Zoo Neuwied, engagieren sich vielfältig für den Erhalt von Tierarten. So stellten sie 2022 über 11 Millionen Euro für Artenschutzprojekte in den Lebensräumen zur Verfügung oder setzen Forschungsprojekte um. Sie beteiligen sich an aktuell mehr als 400 Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEPs), bzw. europäischen und internationalen Zuchtbüchern und tragen so dazu bei, den Erhalt vieler bedrohter Tierarten zu gewährleisten. [...]

Weltnaturschutzorganisation bestätigt Bedeutung von Zoos2024-01-08T11:59:33+01:00

Guten Tag, Nachtaffe!

Es ist bereits 21:00 Uhr abends, als der Tiertransport aus der Schweiz an einem Abend Ende September im Zoo Neuwied ankommt. Im Gehege, in welches die Kuratoren die Transportkiste tragen, geht jedoch gerade die Sonne auf: Im Nachttierbereich herrscht abends zwischen 21-22 Uhr Morgendämmerung, damit die tierischen Bewohner nachts, bei Tageslicht, ruhen und dann tagsüber in der Kunstnacht aktiv und für die Besucher zu sehen sind. „Zum Glück ist dieses Konzept für unseren Neuzugang nichts Ungewohntes“, sagt Max Birkendorf, der Kurator, der für den Nachttierbereich zuständig ist und zusammen mit einem Kollegen auf den Transport gewartet hat. „Tiere, die aus ihrem Herkunftszoo einen normalen Tag-Nacht-Rhythmus gewohnt sind, muss man erst nach und nach an die veränderten Verhältnisse gewöhnen. Da so ein Umzug für Tiere ja ohnehin schon herausfordernd ist, mit neuen Mitbewohnern und neuer Umgebung, ist es gut, dass diese Umstellung hier nicht noch dazu kommt.“ Nachtaffe ‚Cedric‘ wurde 2001 im Papiliorama in Kerzers/Schweiz geboren, welches in einer großen Kuppel eines der größten Nachttierhäuser Europas beherbergt. Wie bei Nachtaffen üblich, wuchs er in einer Kleinfamilie aus seinen in sogenannter Ein-Ehe lebenden Elterntieren und seinen Geschwistern auf. Nachdem er diese Familiengruppe im Erwachsenenalter verlassen hatte, bekam [...]

Guten Tag, Nachtaffe!2024-01-08T11:59:45+01:00

Kürzere Tage, längeres Fell

Noch scheint die Spätsommersonne golden übers Mittelrheintal, aber die tiefen Nachttemperaturen lassen es deutlich erkennen: Nach dem grandiosen Sommer-Comeback, das uns nach dem verregneten August in den vergangenen Wochen nochmal vergönnt war, folgt nun, Ende September, doch so langsam der Herbstanfang. Das Ende der Zoo-Saison bedeutet das jedoch nicht: „Der Herbst hat im Zoo seinen ganz eigenen Reiz“, findet Biologin Alexandra Japes. „Wenn es nicht mehr so heiß ist, ist ein Zoobesuch für viele deutlich angenehmer, und es ist auch längst nicht mehr so viel los wie in den Sommerferien. Dadurch kann man manche Tiere viel besser sehen – weil man nicht an zahlreichen anderen Besuchern vorbei gucken muss. Und bei kletternden Tieren wie dem Roten Panda oder den Klammeraffen hilft auch der einsetzende Laubfall, eine freiere Sicht auf die Tiere zu bekommen.“ Während der Rote Panda, der im Himalayagebiet zuhause ist, mit seinem ganzjährig dichten Fell bei den kühler werdenden Temperaturen „aufatmet“, beginnen Tiere aus tropischen Regionen wie die Klammeraffen zu frösteln, und halten sich zunehmend drinnen auf. „Glücklicherweise haben Tiere aus Regionen mit deutlichem Jahreszeitenwechsel ihre eigene Lösung für die veränderten Temperaturen“, weiß Alexandra Japes, „der Europäischen Wildkatze, aber auch dem Przewalskipferd und [...]

Kürzere Tage, längeres Fell2024-01-08T11:59:53+01:00

Zuchterfolg bei hochbedrohten Leguanen

Regungslos sitzt die winzige, grün-braune Echse zwischen Ästen in ihrem Terrarium und blickt starr geradeaus. „Jetzt nur keine plötzlichen Bewegungen, sonst ist sie weg“, sagt David Otte. „Je kleiner die sind, desto hektischer sind sie auch.“ Als Obertierpfleger im Zoo Neuwied kennt er sich aus: Die Ctenosaura palearis, die Guatemala-Schwarzleguane, betreut er schon seit Haltungsbeginn in Neuwied 2018. „Wir haben damals vier kleine Jungtiere aus einem Schweizer Zoo bekommen, meines Wissens nach damals die einzige europäische zoologische Einrichtung, die Zuchterfolge vorzuweisen hatte.“ Die vier Tiere wuchsen schnell, und konnten bald als zwei männliche und zwei weibliche Tiere identifiziert werden. „Das hat uns natürlich gefreut, weil es Hoffnungen auf eine eigene Zucht machte“, erklärt David Otte. Guatemala-Schwarzleguane werden nicht nur selten gehalten, sie sind auch in der Natur äußerst selten: Nur noch etwa 2500 Tiere leben in dem lediglich 500 Quadratkilometer großen Verbreitungsgebiet im Südosten Guatemalas, welches auch noch in 4-5 Teilareale fragmentiert ist. Die internationale Naturschutzorganisation IUCN stuft die Art als stark gefährdet ein. Dabei ist sie eine wichtige Schlüsselspezies im Ökosystem: Da ihre Hauptnahrung die Früchte der Baumkakteen sind, spielen sie als Samenverbreiter eine bedeutende Rolle bei der Regeneration der Trockenwälder, und ihre Eier [...]

Zuchterfolg bei hochbedrohten Leguanen2024-01-08T12:00:02+01:00

Gepardenliebe und Gepardenfrust

„Als wäre es mit der Gepardenzucht nicht ohnehin schon kompliziert genug…“, seufzt Petra Becker mit einem belustigten Blick über den Zaun der Gepardenanlage des Zoo Neuwied, wo sie als Tierpflegerin arbeitet. „Wenn man dann auch noch solche Individuen hat, wie diese beiden hier, dann kriegt man schonmal graue Haare.“ „Diese beiden“ sind die sechsjährigen Brüder Chomo und Sikio, seit 2019 im Zoo Neuwied und unzertrennlich. „Bei Geparden ist es so, dass die Weibchen Einzelgängerinnen sind, die ein festes Revier haben, während die Männchen allein oder im Bruderverband umherstreifen. Wenn ein Kater auf eine Katze stößt, dann kommt es zu einer Verfolgungsjagd, und nur, wenn er sie erwischt, kommt es zur Paarung. Diese Jagd ist quasi ein Fitnesstest: Nur, wenn das Männchen die Katze einholt, ist er fit genug, und darf seine guten Gene an ihren Nachwuchs weitergeben. Das ist evolutiv so fest verankert, dass die Katze ohne diese Jagd gar keinen Eisprung bekommt“, erklärt die Revierleiterin des Raubtierreviers. „Hier im Zoo können deshalb Kater und Katze nicht dauerhaft zusammen gehalten werden, wie es bei vielen anderen Katzen möglich ist. Die Katze hat ihr eigenes Revier, in das das Männchen von uns gebracht wird. Dort können [...]

Gepardenliebe und Gepardenfrust2024-01-08T12:00:17+01:00

Ovi schön, dass du da bist!

Petra Becker genießt die Ruhe. Außer leisem Plätschern ist früh morgens an der Seehundanlage im Zoo Neuwied nichts zu hören, wo es sie seit einigen Tagen jeden Morgen bei Arbeitsbeginn als erstes hinzieht. Neben fünf großen Seehundköpfen ist hier seit Neuestem auch ein kleines Köpfchen zu sehen: Es gibt erstmals in der Geschichte des Zoo Neuwied Nachwuchs bei den Seehunden! „Das ist etwas, was wir als Zoo und auch ich persönlich uns schon lange gewünscht haben, aber bisher hat es nie geklappt“, verrät die Tierpflegerin, die das Raubtierrevier leitet. „Als 2011 mit Janna und Flip, die zu dem Zeitpunkt beide 3 Jahre alt waren, zwei junge Tiere zu der alten Gruppe hinzukamen, und kurz darauf die Technik der Anlage auf eine Natursedimentfilterung umgestellt wurde, haben wir uns Hoffnungen auf Nachwuchs gemacht“, berichtet die Revierleiterin, „aber zwischen Janna und Flip hat es nie gefunkt, sie geht dem ungestümen Bullen auch nach Jahren noch aus dem Weg.“ 2017 kam Weibchen Pegah hinzu, „und bei ihr haben wir sofort gedacht, das könnte was werden“, erinnert sich Petra Becker. „Mit ihren damals 17 Monaten war sie noch gar nicht geschlechtsreif, aber schon in dem jungen Alter war sie super [...]

Ovi schön, dass du da bist!2024-01-08T12:00:25+01:00
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